Schluss mit der Geheimniskrämerei!

Pressemitteilung zur Planung des Kulturzentrums in Oldesloe (im Rahmen des ISEK), veröffentlicht im Stormarner Tageblatt am 7.8. und im MARKT am 9.8.2008

Bezug: Presseberichte der jüngsten Zeit, u.a. Stormarner Tageblatt vom 30.7. und 4.8.

 

Bad Oldesloe, den 6.8.2008

 

Kulturzentrum: Grüne fordern „Schluss mit der Geheimniskrämerei!“

Der Akustiker und GRÜNE Stadtverordnete Stephenson fordert frühzeitiges Nutzungskonzept für den geplanten Veranstaltungssaal

 

 

Die Kulturaktivitäten in Oldesloe sind vielfältig, aber unkoordiniert und viel zu wenig gefördert. Auch wir GRÜNEN befürworten deshalb – neben einer wesentlich stärkeren Kulturförderung - seit langem ein Kulturzentrum. Zurzeit versucht die Verwaltung, den Kauf des Amtsgerichtsgebäudes in „trockene Tücher“ zu bringen. Gleichzeitig werden bereits Förderanträge für den Ausbau zum Kulturzentrum aus den Fördermitteln zum „Stadtumbau West“ formuliert. Gut so. Wir freuen uns, wenn die Verwaltung mal kreativ ist. Nicht akzeptabel ist es aber, wenn hierbei Nutzungskonzepte vorformuliert und damit Enscheidungen präjudiziert würden. Das Orakeln über diverse Umzüge von Museum, Musikschule usw. ist verfrüht. Zumal diese noch gar nicht zugestimmt haben. Nach unserem Demokratieverständnis müssen bei einem für Oldesloe so wichtigen Projekt Bürger und betroffene Vereine und die Stadtverordneten als ihre Vertreter von Anfang an mit einbezogen werden (auch wenn der Kauf noch nicht perfekt ist.) Es wäre schade, wenn die vielen Ideen, die es von den kulturell Aktiven in der Stadt gibt, nicht eingebunden würden. Wir fordern daher als

Erstes: „Schluss mit der Geheimniskrämerei der Verwaltung!“

Der im Rahmen der Diskussion um das ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) gegründete Arbeitskreis Kultur muss weitergeführt werden und mit dem beschließenden Hauptausschuss verkoppelt werden. (Von Barys Meinung, dies habe nichts miteinander zu tun, ist nicht nachvollziehbar). Hier ist an die Einrichtung eines zeitweiligen beratenden Arbeitskreises für das Kulturzentrum zu denken, gebildet aus Vertretern des Hauptausschusses, Bauausschusses und Kulturausschusses sowie Vertretern betroffener Vereine und interessierten Bürgern. Es darf nicht nebeneinander her gewerkelt werden.

 

Zweitens muss das Nutzungskonzept für den geplanten großen Saal im Kulturzentrum sorgfältig und frühzeitig erwogen werden (ehe das im Förderantrag ausformuliert wird).

Allen ist klar: Oldesloe braucht einen Veranstaltungsraum mittlerer Größe, etwa für 200-300 Personen. Hierbei ist aber als Erstes (und nicht nachträglich!) die Frage zu klären, ob der Raum eher sprachlich (Vorträge usw.) oder musikalisch (Konzerte) genutzt werden soll (wobei elektronisch verstärkte Musik akustische Anforderungen eher wie Sprache hat). Als Raumakustiker (der auch die Peter-Paul-Kirche in Oldesloe beraten hat) möchte ich auf folgende folgende einfache Zusammenhänge hinweisen, die oft zu wenig bekannt sind: Allgemein „gute Akustik“ gibt es nicht: Sprachnutzung bedarf – als Faustregel - einer Nachhallzeit von etwa einer Sekunde, Musiknutzung eher 2 Sekunden und damit nur halb so viel schallabsorbierender Oberflächen (etwa Lochplatten, Vorhänge usw.). Dies lässt sich baulich nachträglich kaum mehr ändern. Ein Mehrzweckraum – wie aus wirtschaftlichen Gründen oft gefordert - ist (etwa bei 1.5s Nachhallzeit) meist akustisch weder für den einen noch den anderen Zweck gut. Eine weitere für die Planung wichtige Faustregel ist daraus ableitbar: Vortragsräume sollten eher 5m, Konzertsäle eher 10m hoch sein. Außerdem sollten gute Säle immer eine ansteigende Publikumsfläche haben. Schon das verbietet niedrige Konzerträume, außerdem eine Nutzung etwa als Tanzfläche oder Bestuhlung auf ebenem Grund, wie etwa für Abiturarbeiten der IGS. Ob ein so hoher Raum im Amtsgerichtsgebäude vorhanden ist oder daneben errichtet werden kann, ist vielleicht fraglich. Auch die Idee, die Festhalle eventuell doch zu renovieren – akustisch und optisch – und zu einem Konzertraum zu machen, sollte deshalb noch nicht verworfen werden. Im Amtsgericht könnte dann ein kleinerer Raum für Vorträge und evtl. Kammermusik entstehen. Erwähnt sei noch, dass ein echter, also akustisch variabler Mehrzweckraum machbar wäre durch eine elektronische Nachhallzeitverlängerung. Das ist eine Anlage mit sehr vielen (etwa 100) überall versteckten Lautsprechern – teuer, aber billiger als etwa bewegliche Wände oder Decken. Notfalls wäre ein Konzertraum auch für Sprache nutzbar mit einer optimal ausgerichteten Beschallungsanlage. Einen Raum vorwiegend für Konzerte zu bauen, erscheint ja in Oldesloe nahe liegend, zumal im Alten Rathaus und Bürgerhaus kleinere Vortragssäle zur Verfügung stehen.

 

Diese Argumente zeigen: Die vorwiegend nachgefragte Nutzungsart muss sorgfältig eruiert werden. Genau zu diesem Zweck hatten die GRÜNEN schon 2004 einen Antrag in den Kulturausschuss eingebracht, der auch beschlossen wurde, nach dem die Verwaltung eine Statistik über die bisherigen Nutzungsarten städtischer Räume vorlegen sollte. Damals lag nur ein Teilergebnis vor. Außerdem wurde nicht erfasst, welche Anfragen nach Räumen NICHT befriedigt werden konnte. Eine solche Statistik sollte die Verwaltung nun vorlegen, um eine sorgfältige Entscheidung zu treffen. Natürlich sind auch Kulturmanager zu Rate zu ziehen.

 

Drittens sollte die Verwaltung einen Architektenwettbewerb ausschreiben – oder zumindest ein möglichst offenes Verfahren. (Gegenwärtig wird ein verkürztes Verfahren favorisiert, bei der ein enger Bewerberkreis vorausgewählt wird.) Vorteil: Es kommen vielfältige Ideen und Alternativen auf den Tisch. (Bei der Elbphilharmonie in Hamburg, bei der es ursprünglich ein Mäzen war, der seine „Star-Architekten“ und damit nur einen Grundentwurf vorauswählte, wurde dies falsch gemacht.) Vorher muss die Verwaltung - in Zusammenarbeit mit Experten und den Stadtverordneten – aber klare Rahmenbedingungen und Anforderungen (u.a. Nutzung, Kosten) formulieren.

Die Zeit muss sein. Es nicht zu tun, kostet aber noch mehr Zeit und Geld - siehe Hallenbad. Grüne und SPD werden im Hauptausschuss einen gemeinsamen Antrag zu diesen Punkten einbringen.

 

Für die Stadtverordnetenfraktion der GRÜNEN

Uwe Stephenson

 



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