Das Nachhaltigkeitsgeschwafel

MARKT 10-2-10

Letzten Mittwoch hatte ich das „Vergnügen", meine Fraktionskollegin Dagmar Danke-Bayer im Sozialausschuss zu vertreten. Hauptthema lt. Tagesordnung: Planungsvorstellungen der Träger der Kindertageseinrichtungen.

Mit Beginn des Kindergartenjahres 2013/2014 haben Kinder vom vollendeten 1. bis zum 3. Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Da heißt es für die Stadt, sich sputen. Mindestens 100 Plätze werden benötigt.

Zählt man die noch im Bau am Moordamm befindlichen Plätze schon dazu, so haben wir bis jetzt nur 50. Die größte Gruppe befindet sich neben den Stoppelhopsern (Oase)  in der ev.-luth. Kita Masurenweg. Allein dort stehen z.Zt immer noch 80 Eltern auf  der Warteliste für einen Krippenplatz.

In der Sitzung präsentierten etliche Kindergartenträger voller Hoffnung ihre Planungen, jedoch darüber, nach welchem Konzept diese nun umgesetzt werden sollen, konnte keine Einigung erzielt werden. CDU und FDP stimmten den Beschlussvorschlag der Verwaltung und den gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen flott vom Tisch. Sie hatten ein neues Zauberwort entdeckt: Die Nachhaltigkeit!

Nun darf man an den Grünen Ideen ja zweifeln, aber dass gerade wir gegen Nachhaltigkeit sind, kann man uns sicher nicht vorwerfen. Wohl aber sind wir dagegen, Kindergärten und Krippen unter der Prämisse der  Nachhaltigkeit zu prüfen, weil die hier gar nicht anwendbar ist.

Der Begriff Nachhaltigkeit kommt eigentlich aus der Waldwirtschaft. Ein Wald braucht 30 - 40 Jahre um nachzuwachsen. Daher muss so geplant werden, dass das Abholzen und das Nachwachsen sich die Waage halten, sonst ist irgendwann kein Wald mehr da. Diesen Nachhaltigkeitsbegriff hat man nun auf viele andere Umweltbelange übertragen, um die Ressourcen zu schonen. Durch die inflationäre schlagwortartige Verwendung dieses Begriffes, ohne ein tatsächliches Verständnis der Hintergründe, ist in diesem Wort keine Aussagekraft mehr vorhanden. Wie plant man „nachhaltig" Kitas und erfüllt gleichzeitig den gesetzlich vorgeschriebenen Rechtsanspruch? Ist es verschwenderisch, den Eltern von heute Planungssicherheit für ihr Leben zu geben, auch auf die Gefahr hin, dass in 25 Jahren weniger Plätze benötigt werden? Bis dahin wird es schon intelligente Lösungen für andere Raumnutzungen geben.  Im Mai soll es nun mit den „Beratungen" weiter gehen. Wir hoffen, dass wir dann von dem Nachhaltigkeitsgeschwafel als Totschlagsargument verschont bleiben.

Karin Hoffmann

zurück

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>