Die Hamburger Mauer

Lübecker Nachrichten 13-2-2010, Hamburger Abendblatt (Ahrensburger Zeitung) 16-2-2010

In Schleswig-Holstein gilt das Elternrecht bei der freien Schulwahl, auch Hamburg will es jetzt für die weiterführenden Schulen wieder einführen. Doch kaum nähert man sich der normalerweise unsichtbaren Ländergrenze, dann ist es mit der Freiheit vorbei. Kinder aus Hamburg, die z.B. zur in Sichtweite liegenden Gesamtschule nach Barsbüttel gehen möchten, werden abgewiesen, umgekehrt erleben Eltern aus Ahrensburg oder Ammersbek, die ihre Kinder zu nahegelegenen Hamburger Schulen schicken wollen, das Gleiche, wie Anke Erdmann, schulpolitische Sprecherin der grünen Fraktion des SH-Landtages jetzt bei Gesprächen mit Eltern in Ahrensburg erfuhr.

Prohibition fördert Illegalität: Also werden virtuelle Umzüge nach Hamburg inszeniert, Hamburger Schulleiter sollen sogar mit vorgefertigten Adressenlisten den schleswig-holsteinischen Eltern entgegengekommen sein. Ein wunderschönes erzieherisches Beispiel für die Kleinen, meint der schulpolitische Sprecher der grünen stormarner Kreistagsfraktion, Dr. Hartmut Jokisch (selbst Ex-Schulleiter): „Drückt dich das gesellschaftliche System, dann tritt nicht für Änderungen ein, sondern bescheiße es!"

Dass da die GAL-Schulsenatorin Christa Goetsch einen Riegel vorschieben will, ist insofern verständlich, weil aus ihrem Etat auch die Ausbildung der schleswig-holsteinischen „Zonenflüchtlinge" zusätzlich mit bezahlt werden muss. Das ließe sich einfach mit einem finanziellen  „Lastenausgleich" zwischen den Bundesländern regeln - doch hier liegt die Krux: Hamburg will mehr Geld, SH-Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) handelt nicht als solcher und sperrt sich, Goetsch legt nach und fordert die Ausweisung der migrierten schleswig-holsteinischen Kinder.

Doch kein Mensch weiß, wie viele das denn sind. Wilhelm Hegermann, zuständiger Fachbereichsleiter für Jugend, Schule und Kultur in Stormarn, zuckt auf die diesbezügliche Frage von Jokisch in der Schulausschuss-Sitzung des Kreistages nur mit den Schultern.

„Diese Zahlen müssen auf den Tisch" fordert die für die Metropolregion zuständige grüne Landtagsabgeordnete Ines Strehlau: „Wir kennen die Geburtenraten, das Jugendamt überprüft, welche Kleinkinder nicht zur Vorsorgeuntersuchung gehen, da muss doch bekannt sein, wie viele Kinder und Jugendliche nicht mehr in schleswig-holsteinischen Schulen erscheinen!"

Sie fordert Klug auf: „Handeln Sie einen vernünftigen Vertrag mit Hamburg aus. Dazu gehört Transparenz in den Daten der Schülerströme, dazu gehört Wahlfreiheit auch über Landesgrenzen hinaus - und zwar in beiden Richtungen -  damit Eltern  nicht länger in die Illegalität getrieben werden! Dieses unwürdige Pokerspiel um Finanzen muss ein Ende haben - für die betroffenen Eltern und Kinder ist die jetzige Situation unerträglich!"

 

 

 

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