Hartmut Jokisch

Als ich ein kleiner Junge war, erklärte mir mein Vater - ein Hobby-Imker und Herr über 40 Bienenvölker - auf jedem Sonntagsspaziergang, welche Pflanzen an unserem Wege wuchsen. Ich lernte alle ihre Namen, die meisten habe ich allerdings inzwischen nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder vergessen - doch was ich nicht vergessen habe: Wie wichtig das Zusammenwirken verschiedener Lebewesen für eine intakte Umwelt ist, damit wir aus der Natur, im wahrsten und im übertragenen Sinne des Wortes, Honig saugen können. Das Interesse für Naturphänomene, das mein Vater in mir geweckt hatte, führte dazu, dass ich Naturwissenschaftler wurde. Damals begann mit Sputnik die Weltraumfahrt und mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie schien die Energieversorgung einer boomenden Wirtschaft für alle Zeiten gesichert zu sein. Ich studierte deshalb Physik und führte mein Diplom- und Promotions-Arbeit am Institut für Kernphysik durch. Da unter meinen Lehrern auf der Schule noch teilweise Nazis waren und selbst mein Kernphysik-Ordinarius öffentlich von Hitler schwärmte, war mein Herz eindeutig auf der Seite der Studentenrevolte der 68-er. Doch außer öffentlichen Demonstrationen vor dem Kultusministerium gegen die Bildungsmisere (auch damals schon!) war mein Engagement mehr in der Universität sichtbar: Ich versuchte als Studentensprecher der Naturwissenschaftsfakultät die Belange meiner Kommilitonen zu vertreten und danach die der Kollegen im Kernphysik-Institut, das damals ganz „revolutionär" von einem Institutsrat geführt wurde, in den ich als stellvertretendes Mitglied der wissenschaftlichen Mitarbeiter gewählt worden war.

Ich war, aus dieser Vorgeschichte vielleicht verständlich - nicht trotzt meines Kernphysikwissens, sondern gerade u.a auch deswegen - damals schon ein „Grüner", obwohl die Partei erst 10 Jahre später gegründet wurde.

Dr. Hartmut Jokisch

Bad Oldesloe, 12.12.2008



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