Erst wenn der letzte Baum gefällt,...

Warum ich ein Grüner bin? (MARKT Nr.5, 31.1.2008)

Als Landwirts-Sohn und Agrarstudent hätte ich eigentlich CDU-Mitglied werden müssen,  wird vererbt – so sagt man. Bauern und CDU hatten aber kein Interesse an Ökologie, wollten Masse statt Klasse – galten als „Agro-Saurier“. Dabei war nicht zu übersehen, dass die Umwelt so langsam den Bach runterging – im wahrsten Sinne des Wortes: Erosion, Nitrat-Belastungen, Pflanzenschutzmittel, tote Gewässer. Das fand ich nicht gut. Ich mochte Natur, Tiere und Land(wirt)schaft – in einer „heilen Welt“. Das Zitat von Seattle (indianischer Häuptling, 1786 – 1866) hat mich sehr bewegt: „Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss verschmutzt und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.

Mit Gleichgesinnten habe ich „auf Öko“ gemacht. Wir waren Alternative, Selbstversorger und Aussteiger. Was interessierte uns die Parteipolitik? Sie waren doch der Grund für den Zustand der Welt. Politisch aktiv waren wir außerhalb der Parteien.

1986 dann der Supergau – Tschernobyl explodierte. Eine radioaktive Wolke zog über Deutschland weg und unser spritzmittelfreier Salat (bis auf Urtica dioica-Insektizid) war verstrahlt und musste weggeschmissen werden. Wir merkten, dass wir nicht außerhalb der Gesellschaft leben konnten - uns einmischen mussten. Mit 24 Jahren bin ich bei den Grünen eingetreten. Die anderen Parteien hatten kein Programm zum Thema „Umwelt“.

Bei den Grünen waren Seelenverwandte. Nur ... Ahnung von Politik in Parlamenten hatten wir nicht – gut so. Dafür aber viele Ideen und Zeit, wir waren schließlich Studenten. Auf Anhieb kamen wir in den Gemeinderat und Kreistag. Die Mehrheit fand unsere Ideen nicht gut. Wir galten als Spinner, Querulanten und Chaoten – unsere Ideen als weltfremd. Viele Grüne waren frustriert, wie wenig bewegt werden konnte. Sie haben sich aus der Parlamentspolitik wieder verabschiedet.

Seit 21 Jahren bin ich für die Grünen kommunalpolitisch aktiv – obwohl ich mir auch eine bessere Freizeitbeschäftigung vorstellen kann. Aber ich sehe, dass Grüne die Welt doch verändert haben, obwohl wir nie die Mehrheit hatten. Immer mussten wir überzeugen. Heute sind ehemals grüne Spinnereien ganz alltäglich:

-         Umweltschutz ist ein Staatsziel und in den Programmen aller Parteien

-         Luft, Flüsse und Böden sind gesünder geworden

-         Regenerative Energie und Recycling sind alltäglich und mehrheitsfähig

-         Dosenpfand hat die Landschaft von Müll befreit

-         Umweltschutz hat Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen

-         Deutschland ist Export-Weltmeister für Umwelttechnik

-         Frauen haben eine wichtige Rolle in der Politik

Grün ist zum Inbegriff für Nachhaltigkeit geworden – nicht nur in Verbindung mit der Partei der Grünen. Was kann ein nachhaltigerer Erfolg sein? Grüne haben die Politik bereichert und beeinflusst. Ich weiß nicht, was ohne die Grünen heute normal wäre. Aber ich bin sicher, dass es ein nicht so umweltfreundliches Deutschland wäre. Auch in Zukunft werden Grüne gebraucht: Klimawandel, Umweltverschmutzung und Globalisierung  brauchen Grüne Politik– und wenn es nur darum geht, den anderen Parteien auf die Finger zu klopfen. Es gibt noch viel zu tun, packen wir’s an. Werdet Mitglied bei den GRÜNEN!

Gerold Rahmann

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